Keine Kunst
Das Thema der aktuellen Ausgabe FLUCH’T’RAUM 7 widmet sich vorrangig dem erweiterten Kunstbegriff im Sinne der Interpretation von Joseph Beuys. „Fluxus“ wird definiert und in Bezug zu Strömungen der Gegenwartskunst gebracht. Literatur bietet dafür eine besondere Reflexionsebene – dem Niedergang epischer und breit angelegter Erzählliteratur zugunsten von Text- & Bildschnipsel, Erzählminiaturen sowie der Reduktion und Trivialisierung „klassischer“ Literaturstrukturen.
Aufgrund der überaus dramatischen aktuellen Ereignisse rund um die SARS2 oder COVID-19 Pandemie 2019/2020 bietet sich das Thema der Ausgabe selbstverständlich auch für den temporär kunstbefreiten öffentlichen Raum an. Versteht man im Sinne von Joseph Beuys Kunst als Soziale Plastik, so wurde dieser Kunstbegriff für eine Dauer von mehreren Wochen in der angstgeprägten öffentlichen Wahrnehmung ausgelöscht. Was aber bleibt von „Wirklichkeit“ ohne „Künstlichkeit“, ohne der Einlagerung von Artefakten?
Vielleicht bringt der Corona-Schock etwas zutage, das bislang vielfach im Verborgenen lag. Ist es das Vermissen jener inszenierten Realität, die unseren Alltag bis vor wenigen Wochen so stark geprägt hat? Auch wenn manche Politiker dieses Vakuum dazu nutzten, um ihre Selbstinszenierung voranzutreiben, liegt die Inszenierung wohl mehr auf der Ebene des sozialen Austausches, die durch den furchterregenden Begriff „Social Distance“ innerhalb weniger Tage quasi zum Verschwinden gebracht wurde.
Wird diese Ebene der inszenierten sozialen Plastik wieder in jener Form zum Vorschein kommen, wie sie zumindest bis Ende 2019 existierte? Prognosen sind Ende April 2020 noch verfrüht. Aber ein Wandel ist wohl in Gang gebracht worden…